Die Kirche zu Japenzin, ehemals Pfarrkirche, dann Filia zu Iven, jetzt Spantekow
Die Kirche zu Japenzin war bis ins 16. Jahrhundert hinein Pfarrort. Ab 1567 wurde Japenzin dann der Pfarrstelle Iven zugeordnet. Das ehemalige Pfarrgehöft soll sich südlich der Kirche, neben dem noch erhaltenen Dorfgasthof, befunden haben.
Die Kirche ist ein rechteckiger Feldsteinbau mit polygonalem Ostabschluss. Das Mauerwerk umschließt einen älteren Fachwerkbau, der vermutlich Anfang des 15. Jahrhunderts errichtet wurde. Einige Fachwerkstiele im Schiff sind noch vorhanden und konnten vor einigen Jahren auf ca. 1430 datiert werden. Westlich des Kirchenschiffs schließt sich ein aus Holz erbauter Turm an, der erstmals 1667 erwähnt wird. Dendrochronologische Untersuchungen haben ergeben, dass die Hölzer in den Jahren 1473 bzw. 1475 geschlagen wurden. Der Turm hat somit die Zeit des 30jährigen Krieges überdauert, in einer Zeit, in der die meisten Dörfer der Region schwer verwüstet wurden. Turm sowie die darin befindlichen Glocken wurden in den 90-er Jahren saniert und gesichert.
Da der Turm über viele Jahre dem Verfall preisgegeben war und die Schwellen kaum noch vorhanden waren, hat sich der Turm nach Nordwest um ca. einen ¾ Meter geneigt. IN den 90-er Jahren entschied die Gemeinde, ihn so zu belassen.
Dach- und Tragwerk des Kirchenschiffes, sowie die Außenwände konnten 2006 saniert werden. Im Innern ist der Altar aus dem 15. Jahrhundert sehenswert. Als zentrale Heilige sind die Heilige Katharina, die Heilige Maria und der Heilige Martin zu sehen. In den Seitenflügeln befinden sich die 12 Apostel. Auf der Rückseite des Altars sind ebenfalls noch Malereien zu erkennen. Eine umfassende Sicherung bzw. Restaurierung des Altars ist leider noch nicht in Sicht.
Zu erwähnen sind weiterhin die Kanzel (Renaissance), eine Kabinettsscheibe, die den Geistlichen ER Andreas Möller mit einer Gottesdienstgemeinde aus dem Jahre 1612 zeigt sowie die Ausmalung und Deckengestaltung aus dem 19. Jahrhundert.
1907 erhielt die Kirche eine pneumatische Orgel des im Hinterpommern ansässigen Orgelbauers Paul Voelkner.
Das wertvollste dieser Kirche sind die 3 mittelalterlichen Glocken, deren große und mittlere aus dem Jahre 1366 und die kleine aus dem Jahre 1400 stammen. Sie haben alle Kriege überstanden und gelten als das älteste Dorfglockenensemble in Pommern/Norddeutschland.
Mit den Glocken verbindet sich folgende Sage:
„Zwischen den Dörfen Japenzin und Iven lag in alter Zeit ein blühendes Dorf, das den Namen Cobrow führte. Noch heute wird man durch Flurnamen an dieses Dorf erinnert. An der Feldmarkgrenze zwischen beiden Dörfern liegt die Cobrowwiese mit einem Wasserloch darin. Wenn man von dort aus Iven weiterwandert, gelangt man auf die Cobrowwörde. Da das Wördeland unmittelbar am Orte zu liegen pflegt, haben wir hier mit aller Wahrscheinlichkeit dort das verschwundene Dorf zu suchen.
Es wurden auch vor einigen Jahren durch tiefes Pflügen Brandstätten freigelegt. Daran schließt das Cobrowfeld mit dem Cobrowberge, und südlich von Iven haben wir wieder eine Cobrowwiese. Schon 1533 wird die Stelle, wo Cobrow gelegen hat, als wüst bezeichnet. Die Geschichte weiß über den Ort nur ungenaue Angaben zu machen. Die Sage erzählt, dass die Glocken von Cobrow wegen ihres Klanges weit und breit berühmt waren. Eines Nachts ist das Dorf mit Mann und Maus versunken, und am andern Morgen fanden Leute, die nach Cobrow wollten, statt des Ortes einen See.
Einmal hüteten zwei kleine Mädchen an der Stelle, wo früher das Dorf lag, die Gänse. Es war am Johannistage um die Mittagszeit. Die Kinder hatten die Kleider ihrer Puppen in einem kleinen Teiche, der sich in der Nähe befand, gewaschen und zum trocknen an einen der drei Steine gelegt, die aus dem Wasser hervorragten. Als die Mittagsstunde vorüber war, fingen die Steine plötzlich an zu wackeln. Die Kinder waren sehr erschrocken und sahen, dass es nicht Steine sondern Glocken waren. Die beiden großen sangen deutlich wahrnehmbar: ‚Anna Susanna, wenn du mit wist, denn kumm!‘ Die kleine antwortete aber: ‚Ick kann nich, ick bün lum (lahm).‘ Darauf verschwanden die beiden großen Glocken; die kleine aber, die mit Puppenkleidern belegt war, blieb sichtbar.
Die Kinder liefen schnell nach Iven und erzählten dort, was sie erlebt hatten. Eine Anzahl Ivener Männer begab sich an die bezeichnete Stelle, und sie hoben die Glocke aufs Trockene. Man lud sie auf einen Wagen und wollte sie nach Iven fahren. Die Pferde konnten aber die anscheinend leichte Last nicht ziehen, soviel Pferde man auch vorspannen mochte. Inzwischen waren auch Leute aus Japenzin hinzugekommen, und sie rieten dazu, die Glocke nach Japenzin zu bringen, da sie doch anscheinend nicht nach Iven wolle. Man wandte den Wagen um, und siehe, er lief fast von selber nach Japenzin. Die kleine Glocke, die noch im Turme von Japenzin hängt, soll die gefundene Glocke von Cobrow sein. Sie zeigt einen starken Riß, der von einem Blitzschlag herrühren soll. Die Japenziner Glocken sind wohl die ältesten im Kreise.
In Japenzin erzählt man auch, dass noch heutigen Tages an jedem Marientage eine Glocke auf dem Spiegel dieses kleinen Teiches schwimme. Sollte es jemand gelingen, ein Tuch auf sie zu werfen, so würde sie auf der Oberfläche bleiben müssen und könnte leicht aufgefischt werden. Die Hütejungen haben darum zu diesen Zeiten genau acht auf den Teich. (aus: Teufel über Anklam. Hrsg. Grafik- und Designschule Anklam, 3. Aufl., Milow 1995, S.91f.)
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