Die Kirche zu Boldekow, Pfarrkirche, jetzt Spantekow zugepfarrt
In der Mitte des heutigen Dorfes befindet sich die Kirche zu Boldekow. Ihre Ursprünge reichen bis in die 1. Hälfte des 13. Jahrhunderts zurück. Zeichen ihres hohen Alters sind der in der Westwand befindliche alte Turmaufgang sowie die alten Dachziegelsteine (Mönch und Nonne), die am Ostgiebel innenseitig noch zu erkennen sind. Darüber hinaus gibt die 2008 wieder gefundene und 2015 geborgene Taufe Hinweise über das Alter dieser Kirche. Die Taufe wird auf 1310/1305 geschätzt und ist in ihrer Ausgestaltung ein sehr seltenes Exemplar.
Der mittelalterliche Bau wurde im 30jährigen Krieg stark zerstört. Erst im frühen 18. Jahrhundert begann man mit dem Wiederaufbau der Kirche. Hervorzuheben ist der Fachwerkturm, der um das Jahr 1728 errichtet wurde. Man weiß, dass ein Zimmermann, aus Thüringen stammend, neben dem Boldekower zahlreiche weitere Türme, wie z.B. in Spantekow und Drewelow sowie in Liepen und Medow (die im 19. Jh. abgebrochen wurden) errichtet hat. Der Boldekower war vermutlich einer der ersten Türme und hat der Gemeinde über die Jahrhunderte immer wieder Schwierigkeiten bereitet. Interessanterweise sind daher verschiedene Stabilisierungs- und Sanierungsphasen sichtbar, die bei der grundlegenden Sanierung in den Jahren 2015/2016 erhalten geblieben sind.
Äußerlich schlicht und mit dem sogenannten Schleppputz aus den 80-er Jahren des letzten Jahrhunderts versehen, steht die Kirche in der Mitte des heutigen Dorfes. Hervorzuheben ist die weitestgehend einheitliche barocke Ausstattung. Ein Kanzelaltar, bekrönt mit dem Herz Jesu, wird von dem alten Patronats- und Pastorengestühl umgeben. Im Kirchenschiff befindet sich das Gestühl für die Gemeindeglieder und im hinteren Teil die alten Abteilungen für die größeren Bauernfamilien. Eine Besonderheit sind neben dem Taufstein die alten Pastorenbildnisse. Johann Paul Adelung (1702-1759, Vater des Sprachforschers Johann Christoph Adelung), Johann Friedrich Sprengel (1726-1808) sowie F.C. Lüdicke (1811-1893) waren im 18. und 19. Jahrhundert Pastoren in Boldekow.
Neben der noch vorhandenen Pastorentafel, die alle Pastoren seit der Reformation aufzählt, zeigen die 3 genannten, dass der frühere Patron großen Wert auf gebildete Pastoren legte. Die barocke Ausstattung wurde um 1900 in dunkleren Tönen überfasst. Dies galt auch für die Wände, die dann in den 20-er Jahren des letzten Jahrhunderts ihren jetzigen Farbton erhielten. 2020 konnten der Dachstuhl des Schiffes, die Wände sowie die Decke umfassend saniert werden. Voraussetzung dafür waren die Erhaltungsarbeiten in den Jahren der DDR (Fenstereinbau in den 80-er Jahren, davor wurden Blechplatten davorgestellt, Abstützung des Turmes) sowie nach der Wende. Anfang der 2000-er Jahre wurde mit großer finanzieller Unterstützung aus Hamburg das Kirchendach neu gedeckt. Die ehemalige Partnergemeinde Sankt Petrus (HH-Harburg) unterstützte die Boldekower auch bei der Beschaffung des neuen Geläutes, welches aus 3 Glocken (2003 durch die Glockengießerei Bachert, Bad Friedrichshall) besteht. Sie ersetzen die 1923 gegossenen Stahlglocken, die ihren Platz neben dem freistehenden Glockenstuhl erhielten. Bis zum 1. Weltkrieg befanden sich die Glocken noch in der Glockenstube des Turmes.
Im Innern der Kirche nach Westen blickend steht auf der Empore eine mechanische Orgel, die vom Orgelbauer F.W. Kaltschmidt 1852 errichtet wurde. Sie ist dringend sanierungsbedürftig und in ihrem Bestand nahezu original erhalten.